Dass der Caritasverband Ahaus-Vreden sein Bischof-Tenhumberg-Haus umbenennt, darauf hatten sich alle Beteiligten im Herbst vergangenen Jahres verständigt. Nun ist auch klar, wie der neue Name der Einrichtung am Hessenweg in Ahaus lauten wird: Von-Galen-Haus. Die Umbenennung erfolgt zum 1. September 2023. Den zeitlichen Vorlauf bis zur Namensänderung nutzt der Caritasverband, um alle damit verbundenen formalen Bedingungen zu regeln.
Erkenntnisse des vom Bistum Münster
Grund für die Umbenennung sind Erkenntnisse des vom Bistum Münster in Auftrag gegebenen Missbrauchsgutachten, das im Sommer 2022 veröffentlicht wurde. Forscher konnten das jahrzehntelange Versagen und Strafvereitelung der Bistumsleitung Münster in verschiedenen Fällen nachweisen. Statt entlassen zu werden, seien straffällig gewordene Priester immer wieder versetzt worden. Auch Bischof Heinrich Tenhumberg wurde im Gutachten schwer belastet. Die Gutachter attestierten ihm unter anderem große Milde gegenüber straffällig gewordenen Priestern und bescheinigten ihm ein intensives Leitungs- und Kontrollversagen. „Im Zuge des Missbrauchsgutachtens wurde deutlich, dass der Namenspatron unserer Einrichtung nicht frei von Fehlern gewesen ist und Schutzbedürftige auch durch ihn nicht entsprechend geschützt wurden“, erklärt Peter Schwack, Vorstand für das Ressort Soziale Dienste. Im Bischof-Tenhumberg-Haus in Ahaus leben 25 Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und/oder komplexem Unterstützungsbedarf. Die Umbenennung des Hauses sei auch eine moralisch-ethische Entscheidung.
Enge Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner
Unter enger Einbeziehung der Bewohnerinnen und Bewohner wurden die eingegangenen Vorschläge zur Namensänderung diskutiert. Letztendlich fiel die Wahl dann auf „Von-Galen-Haus“. Clemens August Graf von Galen war von 1933 bis 1946 Bischof von Münster und wurde 1946 zum Kardinal erhoben. Bekannt wurde er vor allem durch sein öffentliches Auftreten gegen die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ in der Zeit des Nationalsozialismus. 1941 hielt Galen drei Predigten, in denen er die Beschlagnahme von Kirchengut und die Morde an Patienten von Heil- und Pflegeanstalten öffentlich anprangerte. „Kardinal von Galen hat sich für bedürftige und behinderte Menschen eingesetzt und offensiv Stellung für sie bezogen“, erläutert Peter Schwack einen Hauptaspekt der Namenswahl.
Neuen Namen „Von-Galen-Haus“ bekannt machen
Das „Bischof-Tenhumberg-Haus“ in Ahaus ist seit 40 Jahren bekannt. Nun gilt es für den Caritasverband Ahaus-Vreden und die Einrichtung, den neuen Namen „Von-Galen-Haus“ bekannt zu machen. Thomas Berning (Bereichsleiter Eingliederungshilfe) berichtet von der enormen Aufgabe, jeden, der in den vergangenen 40 Jahren Kontakt mit dem Haus hatte, über den Namenswechsel zu informieren. Allein an die zuständigen Behörden wie Gesundheitsamt, Wohn- und Teilhabebehörde und LWL seien insgesamt gut 40 Briefe versandt worden. „Auch alle umliegenden Nachbarn sind über den Schritt der Umbenennung informiert worden“, berichtet Thomas Berning.
Früh in den Prozess eingebunden
Die Bewohner, die Angehörigen, die Betreuer und die Mitarbeiter seien früh in den Prozess eingebunden worden. Es gab unter anderem einen Ideenwettbewerb und es brauchte Zeit, „es sollte schließlich nichts überstürzt werden.“ Hinzu kam, dass die Umbenennung auch in anderen Gremien wie dem Vorstand des Caritasverbandes und dem Caritasrat besprochen wurde. Thomas Berning: „Uns war es auch enorm wichtig, eine Rückkopplung mit dem Eltern- und Freundeskreis der Menschen mit Behinderung in Ahaus zu bekommen. Der Freundeskreis hat unser Wirken in all den Jahren mitgeprägt.“
Mit großer Mehrheit beschlossen
Zu Beginn sei es darum gegangen, sich erst einmal dazu zu äußern, ob der Name der Einrichtung überhaupt geändert werden solle. Thomas Berning: „Das war schnell und mit großer Mehrheit klar“. Der neue Name „Von-Galen-Haus“ resultiere aus einem Vorschlag der Angehörigen. Der Bereichsleiter Eingliederungshilfe geht davon aus, dass es sicherlich noch Zeit benötigen wird, bis der neue Name auch im Alltag vollumfänglich angekommen ist. Thomas Berning: „Der Name „Bischof-Tenhumberg-Haus“ hat schließlich unser Handeln über 40 Jahre geprägt.“