Die Dortmunderin Annelise Kretschmer (1903-1987) gehört zu den bedeutenden deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Mit der Wanderausstellung „Kosmos des Lebens. Die Fotografin Annelise Kretschmer“ würdigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Arbeit dieser Künstlerin. 60 Ausstellungsreproduktionen aus dem Bestand des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster sowie acht Vintage-Prints aus dem Bestand des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund zeichnen ihre künstlerische Entwicklung in vier Kapiteln nach. Die Ausstellung ist ab dem 25. Januar im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund und dann bis Oktober 2025 an acht weiteren Standorten in Westfalen-Lippe, darunter im kult in Vreden zu sehen.
Eigenes ästhetisches Konzept
In den künstlerischen Entwicklungen der Weimarer Republik wie der Neuen Sachlichkeit oder des Bauhauses erarbeitete sich Annelise Kretschmer mit ihrem bildnerischen Werk eine eigenständige Position. Auch nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges verfolgte sie ein eigenes ästhetisches Konzept. Ihre Aufnahmen – ob von Personen, Orten oder Gegenständen – ergründen das Wesen des Dargestellten: Mit besonderer Sensibiltät fing Kretschmer Emotionen und Charakter des fotografierten Gegenüber ein.
Internationale Anerkennung
Als eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Fotoatelier eröffneten, fand Annelise Kretschmer bereits in den späten 1920er Jahren international Anerkennung. Sie nahm an wichtigen Ausstellungen des noch jungen Mediums Fotografie teil, wie der „Film und Foto“ in Stuttgart und konnte in Zeitschriften publizieren. Die NS-Zeit bedeutete für Kretschmer, die einen jüdischen Vater hatte, nicht nur persönlich, sondern auch beruflich einen großen Einschnitt. Zwar konnte sie in geringem Umfang weiterarbeiten, an die frühen Erfolge aber nicht wieder anschließen.
Feste Größe im Dortmunder Kulturleben
In der Nachkriegszeit wurde sie eine feste Größe im Dortmunder Kulturleben. Sie porträtierte zahlreiche Künstler:innen und Kulturschaffende. Aber auch andere Personen wie Industrielle oder Wissenschaftler:innen wurden von ihr fotografiert. Kretschmer entwickelte eine bildnerische Sprache, mit der sie die Persönlichkeit des Menschen einfangen konnte. Ihre Porträt-Aufnahmen sprechen durch ihre Unmittelbarkeit an und berühren. Sie schafft eine Situation des direkten Kontaktes zwischen Betrachtenden und fotografischem Abbild.
Ausstellung rückt besondere Künstlerin in den Fokus
„Mit dieser Ausstellung rücken wir eine ganz besondere Künstlerin in den Fokus. Ihre Arbeiten, vor allem ihre Porträts, bestechen durch Intensität und Unmittelbarkeit des Ausdrucks“, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Ute Christina Koch. „Mit den Werken aus dem LWL-Museum für Kunst und Kultur können wir diese wichtige Künstlerin, deren Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens in Westfalen lag, einem breiteren Publikum in dieser Region vorstellen“, ergänzt die Leiterin des LWL-Museumsamtes, Ulrike Gilhaus. „Dies entspricht unserem Auftrag, zur Stärkung der Kultur und der Museen in Westfalen-Lippe beizutragen.“
Digitale Führungen
Die Ausstellung „Kosmos des Lebens“ zeichnet in vier chronologisch aufeinander aufbauenden Kapiteln das künstlerisches Schaffen und Leben Kretschmers nach. Interessierte können sich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch in digitalen Führungen der Künstlerin thematisch nähern, beispielsweise in Hinblick auf ihre Netzwerke. Die Führungen werden mittels eines QR-Codes vor Ort im Museum bereit gestellt. Zudem haben die Geschichtsmanufaktur Dortmund und Sophie Reinlaßöder vom LWL-Museumsamt ein museumspädagogisches Begleitprogramm für Erwachsene sowie Familien entwickelt.
Hintergrund
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Das Museum hat im Dezember 2019 den Nachlass der Künstlerin, bestehend aus 2.600 Fotografien als Originalvergrößerungen und etwa 13.000 Negativen, erworben.
Kosmos des Lebens. Die Fotografin Annelise Kretschmer
Eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen
Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund
Hansastraße 3, 44137 Dortmund
- 25. Januar 2024 bis 21. April 2024
Weitere Stationen:
Kult Westmünsterland, Vreden - 28. April bis 23. Juni 2024
Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Bochum - 30. Juni bis 25. August 2024
Stadtmuseum Iserlohn - 1. September bis 27. Oktober 2024
Bauernhausmuseum Bielefeld - 3. November bis 23. Dezember 2024
Mindener Museum - 18. Januar bis 16. März 2025
Stadtmuseum Brakel - 23. März bis 18. Mai 2025
Südwestfälische Galerie, Schmallenberg - 25. Mai bis 20. Juli 2025
Städtische Galerie Lüdenscheid - 27. Juli bis 26. Oktober 2025