Wie kann man Demokratie fördern und welche Rolle spielt Bildung dabei? Diese Frage stellte sich bei der 10. Bildungskonferenz im Kreis Borken, die jetzt unter der Devise „Mitgestalten – Demokratie fördern im Kreis Borken“ im LWL-Museum Textilwerk in der Spinnerei in Bocholt stattfand. Rund 120 Fachleute aus Bildung, Politik, Wirtschaft und Kommunen nahmen daran teil. Ausrichter der jährlich stattfindenden Konferenz war der Bildungskreis Borken. Das ist ein Zusammenschluss zahlreicher Institutionen aus dem Bildungsbereich unter der Federführung des beim Kreis Borken eingerichteten Bildungsbüros.
Frage nach einem Wunsch für die Demokratie
In einer Gesprächsrunde stimmten zu Beginn Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster, Matthias Schmied, Abteilungsleiter für den Schulbereich von der Bezirksregierung Münster sowie Bocholts Bürgermeister Thomas Kerkhoff, auf die Themen der Veranstaltung ein. Auf die von Elisabeth Büning, Fachbereichsleiterin Bildung, Schule, Kultur, Sport des Kreis Borken, gestellte Frage nach einem Wunsch für die Demokratie antworteten sie, dass Demokratie nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden dürfe. Zudem solle der Einsatz für die Demokratie den Beteiligten vor allem auch Freude bereiten.
Vortrag „Die distanzierte Mitte“
Im Mittelpunkt stand dann der Vortrag „Die distanzierte Mitte – oder warum gerade jetzt Bildung nützt und andere schützt“. Prof. Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), sprach hierbei über die Gefährdung der Demokratie ausgehend von der Mitte der Gesellschaft. Wenn dort Grundwerte wie Respekt und Toleranz nicht mehr geteilt würden, sei Demokratie nicht mehr wehrhaft. Das wiederum gäbe Raum für rechte oder rechtsextreme Positionen frei. Dem müsse durch politische Bildung und Erinnerungsarbeit entgegengewirkt werden.
Podiumsdiskussion zum Thema „Demokratieförderung“
Es folgte eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Zick rund um das Thema „Demokratieförderung“, moderiert von Elisabeth Büning. Daran nahmen Yule Ehning, Schülersprecherin des Gymnasiums Remigianum (9. Klasse) und Finn Hölter, jüngstes Ratsmitglied der Stadt Bocholt, teil. Ebenfalls dabei waren Sara Jrab, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Borken/Bocholt, und Amelie Schibelius von der Jugendfeuerwehr Südlohn. Die teilweise sehr jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass sie sich mehr Anerkennung und Respekt für ihre ehrenamtliche Arbeit zur Stärkung der Demokratie wünschen. Dieses Engagement sollte nicht als selbstverständlich angesehen werden.
Verschiedene „Best-Practice“-Beispiele vorgestellt
Nach dem Auftritt des Poetry-Slam-Meisters Matti Linke wurden verschiedene „Best-Practice“-Beispiele aus der Region vorgestellt. So bekamen die Projekte „aula“ der Fridtjof-Nansen-Realschule, die „Stadt der Kinder“ des Jugendwerks Rhede und die Digitale Demokratiekompetenz der „Akademie Klausenhof“ eine Bühne geboten. Das Fazit von Dr. Ansgar Hörster und Matthias Schmied zum Abschluss der Veranstaltung war zweigeteilt. Einerseits seien die vorgestellten Zahlen zur Demokratieentwicklung ernüchternd. Andererseits sei es motivierend, dass sich doch viele junge Menschen in verschiedensten Projekten für die Demokratie einsetzten und sie somit förderten.