Dienstag, 25. Januar 2025
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Erinnerungsorte für jüdisches Leben

Der Künstler Gunter Demnig verlegte in Vreden an drei Orten insgesamt 14 neue Stolpersteine zur Erinnerung an jüdisches Leben in der Stadt. Foto: Stadt Vreden
Der Künstler Gunter Demnig verlegte in Vreden an drei Orten insgesamt 14 neue Stolpersteine zur Erinnerung an jüdisches Leben in der Stadt. Foto: Stadt Vreden

In einer Gedenkstunde wurden gleich 14 neue Stolpersteine für jüdische Opfer von Verfolgung, Vertreibung, Deportation und Ermordung gelegt. Über 100 Vredenerinnen und Vredener nahmen an der Veranstaltung Teil um zu Gedenken und zu Erinnern. Verwandte und Hinterbliebene der Opfer waren aus Hamburg und Israel angereist. Der Sohn von Aron Wolff, Roberto Wolff, kam aus Hamburg, um an der Verlegung teilzunehmen. Isidoro Mogendorff, der Sohn von Heinz Mogendorff sowie Hernán Wornovitzky der Enkelsohn von Hanna Mogendorff sind sogar aus Israel angereist. Verlegt wurden die Stolpersteine vom Künstler selbst, Gunter Demnig. Weiße Rosen wurden als Zeichen der Anteilnahme auf den neuen Stolpersteinen niedergelegt.

Viele Erinnerungsorte an jüdisches Leben in Vreden

Folgt man den Spuren jüdischer Vredenerinnen und Vredener, erkennt man an einigen Straßenzügen bereits die Stolpersteine des bekannten Künstlers Gunter Demnig. Weitere Erinnerungsorte sind der alte und der neue jüdische Friedhof sowie das Mahnmal am Ort der ehemaligen Synagoge. Um 1938 lebten noch rund zehn jüdische Familien in Vreden. Die meisten von ihnen wurden deportiert und ermordet, nur wenigen gelang die Flucht ins Ausland. Für einige dieser Familien wurden nun weitere Stolpersteine in Vreden verlegt.

Geflüchtet nach der Pogromnacht 1938

Heinz und Hanna Mogendorff waren elf Jahre alt, als sie nach der Pogromnacht 1938 alleine über die Grenze in die Niederlande flüchten mussten. Schließlich konnten alle neun Mogendorffs sowie Bella Liebreich Anfang 1940 mit einem Schiff von Rotterdam nach Montevideo, Uruguay fliehen. Hanna Mogendorff ist heute 97 Jahre alt und lebt in Argentinien. Sie drückt in einer Sprachnachricht anlässlich der Verlegung aus, dass sie sich geehrt fühle, dass ihr Schicksal nicht vergessen ist: „Die Stadt Vreden liebe ich noch heute. Ich werde Vreden niemals vergessen“.

„Wir wollen nicht vergessen“

„Ein Stein, ein Name, ein Mensch. Wir wollen nicht vergessen. Nie wieder. Und nie wieder ist jetzt“, ergänzt Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp in seiner kurzen Ansprache. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung, unterstützt durch die Stadt Vreden, haben sich Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule an der Berkel und des Gymnasiums Georgianum beteiligt. Auch eine Grundschulklasse hat an der Verlegung teilgenommen.

Neue Stolpersteine an drei Orten

An gleich drei Orten, an denen die jüdischen Familien gelebt haben und aktiver Teil des Stadtgeschehen waren, wurden neue Stolpersteine gelegt:

  • Windmühlenstraße 1-3: In Gedenken an Familie Mogendorff: Bernhard und Frieda Mogendorff geb. Katz, mit ihren Kindern Walter und Heinz, Hermann und Ida Mogendorff geb. Katz mit ihren Kindern Fritz, Ernst und Hanna
  • Neustraße 6: In Gedenken an Bella Liebreich
  • Wassermühlenstraße 17: In Gedenken an Aron und Selma Wolff geb. Gumpert mit ihren Kindern Arthur und Hans Der Sohn von Arthur Wolff, Roberto Wolff, dessen Familie Ende 1939 nach Chile flüchten musste um nicht deportiert und ermordet zu werden, mahnte, dass „die Fehler der Vergangenheit sich nicht wiederholen sollen.“

Spuren Präsent machen und präsent halten

„Wir wollen die Spuren präsent machen und präsent halten“, erklärt Carola Terhürne vom Heimat- und Altertumsverein Vredener Lande e. V. das Vorgehen. Zusammen mit den Schülerinnen Katharina Demes, Antonia Laurich und Ida Decker des Gymnasium Georgianum Vreden hat sie ein Faltblatt und eine Homepage zu Erinnerungsorten jüdischen Lebens erstellt. Dieser liegt im Rathaus der Stadt Vreden sowie im kult zur Mitnahme aus. Ausführliche Informationen, Biographien, Zeitzeugenberichte und Fotos sind zusätzlich auf der Website https://stolpersteine-vreden.chayns.site detailliert zusammengestellt.

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