„Verletztendekontamination bei Einsatz mit Gefahrstoffaustritt auf dem Gelände der Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland in Gescher“: Was klingt wie ein Katastrophenszenario, war glücklicherweise nur Gegenstand einer großen Bevölkerungsschutzübung, die am Samstagvormittag, 25. Mai 2024, auf dem Gelände der EGW stattgefunden hat. Die Verletztendekontaminationseinheit, kurz den „V-Dekon-Zug“ und den ABC-Zug, bildeten dabei rund 70 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Bocholt, Borken, Gescher, Stadtlohn und Vreden. Unterstützt wurden sie zudem vom Deutschen Roten Kreuz.
Alarmierungswege, Aufbau und Zusammenarbeit trainieren
Ziel der Übung war es, die Alarmierungswege, den Aufbau und die Zusammenarbeit der Kräfte an der Einsatzstelle zu trainieren. „Ein großes Dankeschön an alle Einsatzkräfte, die heute die Übung so engagiert durchgeführt haben, und auch an die EGW für die Bereitstellung des Übungsgeländes“, resümierte Christoph Terwiel, stellvertretender Kreisbrandmeister des Kreises Borken. „Die Einheiten haben Hand in Hand erfolgreich gearbeitet. Wie bei jeder Übung gibt es aber natürlich auch wieder Anhaltspunkte für die weitere Verbesserung der Gefahrenabwehreinheiten“, ergänzte Kai Sobbe, bestellter Einsatzleiter des Kreises Borken, der die Übung mitorganisierte.
Angenommes Szenario: Austritt von hochkonzentrierter Schwefelsäure
Zum Ablauf der Übung: Im Bereich des „Wäschers“ kam es auf dem Gelände der EGW zu einem Unfall und Austritt von hochkonzentrierter Schwefelsäure aus einem großen Tankbehälter. Dabei wurden zwischen sechs und acht Mitarbeitende verletzt und gerieten in direkten Hautkontakt mit der Schwefelsäure. Im Übungsverlauf galt es für die Einsatzkräfte die Verletzten – gespielt durch realistische Unfalldarstellerinnen und -darsteller des Jugendrotkreuzes – zu retten und der Verletztendekontaminationseinheit zuzuführen. Dort wurden die Patienten nach einer ärztlichen Sichtung mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln gereinigt, bevor sie an die weitere medizinische Versorgung übergeben werden konnten. Ergänzend führte der ABC-Zug der Feuerwehren Bocholt und Borken die Gefahrenabwehrmaßnahmen durch. Er sicherte die Einsatzstelle und beurteilte die Gefahr durch die austretenden Stoffe.
„Übung genau zum passenden Zeotpunkt“
„Vor allem hinsichtlich der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ist die Übung zum passenden Zeitpunkt erfolgt“, betont Hendrik Schuurmann, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung der Kreisverwaltung. Denn: Der ABC-Zug des Kreises Borken steht auch zur UEFA-EURO 2024 im Rahmen der vorgeplanten überörtlichen Hilfe bei den Spielen in Gelsenkirchen als Rückfallebene bereit. Durch die Übung konnte der ABC-Zug so noch einmal seine Abläufe für einen möglichen Einsatzfall testen.
Zum Hintergrund: V-Dekon-Zug
Der V-Dekon-Zug ist ein landesweit einheitliches Konzept, das im Kreis Borken von den Feuerwehren Stadtlohn und Vreden besetzt wird. Innerhalb von einer Stunde sind sie in der Lage, 25 liegende oder gefähige Verletzte von den Gefahrstoffen zu dekontaminieren. Zentraler Baustein dafür ist der Abrollbehälter V-Dekon mit den Schwarz- und Weißbereichs-Zelten, einer Wasser- und Stromversorgung sowie der speziellen Schutzkleidung für die Einsatzkräfte. Aufgebaut umfasst der AB-Vekon-Platz eine Fläche von rund 300 bis 400 Quadratmetern.