Freitag, 24. September 2024
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Herausforderndes Ackerbaujahr 2024

Gerstenernte in diesem Jahr auf dem Betrieb von Hendrik Hubbeling in Vreden-Dömern, der wie viele seiner Berufskollegen diesmal durchschnittlich mit den Erträgen zufrieden war.
Gerstenernte in diesem Jahr auf dem Betrieb von Hendrik Hubbeling in Vreden-Dömern, der wie viele seiner Berufskollegen diesmal durchschnittlich mit den Erträgen zufrieden war.

Die Wetterverhältnisse – vor allem solche Extreme wie die jüngsten Starkregenereignisse – bringen immer wieder neue Herausforderungen und Erschwernisse mit sich, auf welche die Bauernfamilien sich einstellen müssen. Laut dem Deutschen Wetterdienst hat es in diesem Jahr beispielweise in Reken schon 640 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gegeben, das sind nochmal 10 Liter mehr als zum gleichen Zeitpunkt des ohnehin schon niederschlagsreichen Vorjahres, schüttelt Hendrik Schemmer mit dem Kopf: „Ich habe es seit Monaten nicht mehr erlebt, dass ich auf den Acker gefahren bin und die Bestände waren mal trocken. Und wir haben hier bei uns fast nur Sandböden“, so der Betriebsleiter des Boombachhofes im Ortsteil Hülsten. Die Böden sind wassergesättigt. Staunässe ist für alle Landwirte gerade ein Problem. „Ein so herausforderndes Ackerbaujahr wie dieses habe ich noch nicht erlebt“, sagt der 42-jährige Agrarbetriebswirt.

Anbaujahr stellt extreme Herausforderung dar

Diese Einzelsicht kann Anja Keuck von der Kreisstelle Borken der Landwirtschaftskammer NRW insgesamt bestätigen. Als Pflanzenbauberaterin begleitet sie viele Betriebe im Kreis Borken bei deren ackerbaulichen Maßnahmenplanungen: „Dieses Anbaujahr stellt eine extreme Herausforderung für die Betriebe dar. Das fing schon im Herbst an als die Aussaatbedingungen häufig zu nass und damit ungünstig waren. Es setzte sich im feuchten Frühjahr fort mit der Schwierigkeit, den passenden Kompromiss zwischen Befahrbarkeit der Böden und dem möglichst optimalen Zeitpunkt für Düngung und Aussaat zu finden.“ Die Ernte an und für sich sei bislang aber häufig noch ohne große Komplikationen möglich gewesen.

Leicht unterdurchschnittliche Erträge bei der Gerste

Bei der Gerste ist diese nach Beobachtung der Landwirtschaftskammer weitestgehend abgeschlossen – mit insgesamt leicht unterdurchschnittlichen Erträgen zwischen 50 und 80 Dezitonnen und ebenfalls leicht geschmälerten Qualitäten – ablesbar unter anderem an den durchschnittlichen Hektolitergewichten von um die 60 kg/ hl (ideal wären 65). „Damit bin ich auch im Vergleich zu anderen Regionen eigentlich noch zufrieden“, sagt Keuck mit etwas Zurückhaltung. Etwas mehr Sorgen hinsichtlich der Qualitäten habe sie beim Ausblick auf Weizen und Triticale. Über alle Kulturen hinweg hört Keuck im Gespräch mit Betriebsleitern Einschätzungen von „frustriert“ bis „noch okay“.

Komplizierter Umgang mit Pflanzenkrankheiten

Zu schaffen mache den Landwirten in jedem Fall die hohen Produktionskosten in diesem Jahr und der immer kompliziertere Umgang mit Pflanzenkrankheiten , sagt die Pflanzenbauberaterin: „Infolge der feuchtwarmen Witterung waren in diesem Jahr überdurchschnittlich viele Bestände zu finden, die mit Pflanzenkrankheiten wie Pilzbefall zu tun hatten.“ Teilweise seien mehrere Überfahrungen mit Pflanzenschutzmaßnahmen nötig gewesen, um die Ernte zu retten.

Angemessene Behandlung der Kulturen wird schwieriger

Ein immer schwieriger zu lösendes Problem sei dabei die angemessene Behandlung der Kulturen mit mechanischen und chemischen Mitteln, so Keuck: „Aufgrund des Wegfalls einiger Wirkstoffe fällt es zum Beispiel bei den Fungiziden immer schwerer, passende Antworten für die Krankheitsbilder der Pflanzen zu finden.“ Dies gelte für alle Kulturen, in diesem Jahr allerdings speziell für die Kartoffel so wie auf dem Boombachhof, erklärt Hendrik Schemmer: „Um unsere Kulturen, vor allem die Kartoffel, angemessen vor Krautfäule und anderen Gesundheitsbedrohungen zu schützen, braucht es gerade in nassen Jahren wie diesem Schutz.“ Ein gezielter, regelmäßiger Wirkstoffwechsel vergrößere dabei die Möglichkeiten, möglichst effizient und somit auch nachhaltig zu arbeiten: „Wenn ich immer dieselben Mittel einsetze, laufe ich schnell Gefahr, dass sich Resistenzen aufbauen, wovon niemand was hat.“ Momentan passe der Wirkstoffmix noch, um eine so sensible Pflanze wie die Kartoffel gesund durch die Saison zu führen, sagt der Landwirt. Aber die Zahl der zugelassenen Mittel nehme seit Jahren ab.

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