Viel Geduld musste die elfjährige Marlene mitbringen, als sie vor einigen Monaten mit einer besonders hartnäckigen Form von Osteomyelitis aus ihrer krisengebeutelten Heimat nach Deutschland kam. Eine adäquate Behandlung ihrer Erkrankung wäre in ihrem Heimatland nicht möglich gewesen. Zunächst war das junge Mädchen im Friedensdorf International in Oberhausen untergebracht. Eine Visite bei Prof. Dr. Matthias Knobe, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Ahauser Krankenhaus, führte zu der Entscheidung, dass ihr nur eine operative Behandlung der Knochenentzündung langfristig helfen würde. Rund zwei Monate später kann sie – auch dank der Unterstützung der Borkener Kollegen aus der Plastischen Chirurgie – wieder positiv in die Zukunft blicken.
Operative Behandlung notwendig
Die große Hilfsbereitschaft, die Kindern des Friedensdorf International, einer gemeinnützigen Wohltätigkeitsorganisation, entgegengebracht wird, hat in den Krankenhäusern des Klinikums Westmünsterland bereits Tradition. Schon viele Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten wurden von den medizinischen Experten des Klinikums unentgeltlich behandelt und erhielten dadurch eine hochwertige medizinische Versorgung, die ihnen in ihren Heimatländen vorenthalten geblieben wäre. Zu ihnen zählt auch Marlene aus Angola. Nach umfassender ambulanter Diagnostik beschloss Prof. Dr. Knobe, dass die besonders schwere Form von Osteomyelitis im rechten Unterschenkel von Marlene eine operative Behandlung nötig macht. Verknöcherungen der Sprunggelenke verbunden mit starken Störungen des Längenwachstums führten zu dieser Entscheidung.
Ahauser Krankenhaus als vorläufiger Lebensmittelpunkt
So wurde das Ahauser Krankenhaus ab der stationären Aufnahme Ende Juli zum vorläufigen Lebensmittelpunkt des jungen Mädchens. „Die Erkrankung tritt meist durch eine bakterielle Infektion auf, die allein durch Antibiotika schwer zu therapieren ist und in diesem Fall durch mehrere operative Eingriffe tief im Knochen behandelt werden musste“, erklärt Prof. Dr. Knobe. Dabei wird der befallene Bereich aufgebohrt und sogenannte Antibiotikaketten eingelegt. Die Wunde wurde dabei mit einem Schlauchsystem verbunden, wodurch ein Unterdruck erzeugt wurde, der den Heilungsprozess der entzündeten Stelle beschleunigt. „Bei der sogenannten VAC-Therapie wird kontinuierlich die Wundflüssigkeit abgesaugt. Auf diese Weise entsteht im Wundbereich ein Unterdruck, um die Durchblutung der Wunde zu erhöhen und den Heilungsprozess zu fördern“, ergänzt der Unfallchirurg. Nach den Operationen kümmerten sich die Pflegekräfte der Station 4a sowie die Freiwilligen-Agentur „Handfest“ behutsam um Marlene, die das Reiseabenteuer nach Deutschland ohne ihre Eltern angetreten ist. Selbst die vierjährige Tochter von Prof. Dr. Knobe bastelte Geschenke für Marlene, um sie aufzumuntern.
Enge Kooperation innerhalb des Klinikums
Neben den regelmäßigen Eingriffen durch das Ahauser Expertenteam der Unfallchirurgie profitierte sie zudem von der engen Kooperation der Fachabteilungen innerhalb des Klinikums Westmünsterland. Die im Borkener St. Marien-Hospital beheimatete Klinik für Plastische Chirurgie ist überregional für ihr breites medizinisches Behandlungsspektrum bekannt und in diesem Rahmen auch für die Wiederherstellung von Gewebe, Haut und Knochen nach Unfällen und Operationen zuständig. Zur weiteren Behandlung der elfjährigen Marlene wurde durch Chefarzt Prof. Dr. Jaminet ein Operationsteam um den Leitenden Oberarzt Dr. Pascal Kirchhoff Anfang September nach Ahaus entsandt. „Mit unseren Ahausern Kollegen haben wir den freiliegenden Knochen durch einen Gewebetransfer vom Oberschenkel mit Anschluss an die Unterschenkelgefäße wieder bedecken können und frischen Muskel in den von Osteomyelitis befallenden Bereich eingepflanzt“, erklärt Dr. Kirchhoff. „Wir sind zuversichtlich, dass Marlene durch die umfangreiche Versorgung wieder an Lebensqualität zurückgewinnen und die Wunde ihr schon bald keine Probleme mehr bereiten wird“, ergänzt der Chirurg. Die einst noch hohen Entzündungswerte, die sich wieder vollständig normalisiert haben, geben Grund zur Hoffnung. Nach zehnwöchiger stationärer Behandlung konnte Marlene in freudiger Erwartung, schon bald wieder zu ihrer Familie in die Heimat zurückzukehren, nun aus dem Ahauser Krankenhaus entlassen werden.