Depressionen sind eine Volkskrankheit mit weitreichenden gesellschaftlichen Auswirkungen. Laut Studien erleben 20 Prozent der deutschen Bevölkerung wenigsten einmal im Leben eine Depression. Um Verständnis für depressiv erkrankte Personen zu wecken, die Erkrankung zu enttabuisieren und gleichzeitig typische Verhaltensmuster von Betroffenen aufzuzeigen, organisierte das Klinikum Westmünsterland für Mitarbeitende nun die Möglichkeit, einen Virtual-Reality (VR) Einblick in die Gedanken- und Erlebniswelt depressiv Erkrankter zu erhalten.
„Es ist uns ein großes Anliegen, neben Beschäftigten besonders unseren Auszubildenden, die sich noch am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn befinden und zumeist bislang kaum Berührungspunkte mit dem Thema hatten, über diese Krankheit zu informieren“ erklären Maria Göring-Kemper, Lehrerin der Pflegeschule Ahaus und Martina Gemünd-Gericks, Personalreferentin für innerbetriebliche Fortbildung, mit. „Die Teilnehmenden werden sensibilisiert und befähigt, Betroffene zu unterstützen. Gleichzeitig wird die Wahrnehmung der eigenen Belastbarkeit gefördert“.
Im Rahmen des Projektes „Impression Depression“ wurde den Teilnehmenden zunächst eine Einführung in das Thema Depression gegeben. Im Anschluss konnte zwischen zwei Szenarien gewählt werden: einer Leistungssportszene und einer Alltagssituation. Ausgestattet mit einer schweren Weste, die das erdrückende Gefühl als Krankheitssyndrom maßgeblich verstärkt, sowie Kopfhörern und einer VR-Brille fanden sich die Teilnehmenden bei Wahl des Szenarios aus dem Leistungssport plötzlich im Umkleideraum der Fußballmannschaft wieder. Eine Stimme bringt die Leere, Traurigkeit und Aussichtslosigkeit immer näher. Als ein zweiter Sportler in den Raum kommt und etwas sagt, wird aus der Umkleidekabine plötzlich ein dunkler, enger Tunnel, während die Stimme immer verzweifelter klingt und die Situation schier unlösbar und bedrohlich erscheinen lässt. Eine Erfahrung, die sich aller Sinne der Teilnehmenden bedient. Die gemeinsame Reflexion der gesammelten Erfahrungen stellte den Abschluss der Veranstaltung dar. Die Projektleiter der Stiftung betonten dabei, dass es enorm wichtig sei, bei betroffenen Menschen Verständnis zu zeigen, ihnen zuzuhören und für sie da zu sein.
Die Robert-Enke-Stiftung beschäftigt sich seit ihrer Gründung vor über 13 Jahren unter anderem mit dem Krankheitsbild Depression. Sie wurde rund zwei Monate nach dem Suizid ihres Namensgebers, dem mehrmaligen Nationaltorhüter Robert Enke, der selbst über mehrere Jahre an Depressionen litt, ins Leben gerufen. Ziel der Stiftung ist unter anderem über die Krankheit Depression aufzuklären und Maßnahmen sowie Einrichtungen, die diesen Zweck unterstützen, zu fördern.