
Es war schnell mucksmäuschenstill in der Aula des Gymnasiums Georgianum in Vreden, als dort die gesamte Jahrgangsstufe 9 der Sekundarschule an der Berkel Vreden Platz genommen hatte. Das hatte seinen besonderen Grund, denn es folgte eine Theateraufführung, die die Jugendlichen regelrecht in den Bann zog. „ÜBERdasLeben oder meine Geburtstage mit dem Führer“ lautete deren Titel.
„Alltagswiderstand“ während des Zweiten Weltkrieges
Das Stück drehte sich um den „Alltagswiderstand“ während des Zweiten Weltkrieges, die Gräuel der NS-Zeit und das Thema Antisemitismus. Im Anschluss an die bewegende Vorstellung konnten die Schülerinnen und Schüler mit Mitgliedern des Theaterensembles sowie mit dem Historiker Dr. Volker Tschusche vom kult Westmünsterland in Vreden über ihre Eindrücke, aber auch über gesellschaftliche Entwicklungen heutzutage diskutieren. Möglich wurde die Veranstaltung mit finanzieller Unterstützung der Sparkassenstiftung Vreden.
Das Theaterstück beschreibt in wortgewaltigen Szenen das Leben des Mädchens Anni in der Nazizeit. Bei Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 ist Anni neun Jahre alt. Sie, ihre Eltern und Freunde geraten mehr und mehr in den Strudel der historischen Ereignisse.
Grundlage von Zeitzeugenberichten
Einige werden Anhänger der NS-Diktatur und marschieren mit und andere versuchen, sich der alles beherrschenden NS-Ideologie zu verweigern oder gar dem Terror zu entfliehen. Anni selbst schließt sich einer Gruppe von Jugendlichen an, die auf den Drill der Hitlerjugend keine Lust hat. Anfangs noch in Auflehnung gegen die Gleichmacherei tritt die Gruppe immer weiter in den aktiven Widerstand. Als Anni von der Gestapo festgenommen wird, entwickelt sich ihr Einsatz für ein gerechtes Leben zu einem Kampf ums eigene Überleben.
Auf Grundlage von Zeitzeugenberichten über das Unrechtssystem des NS-Staates ist das Theaterstück entstanden.
Gegen Unterdrückung, Diskriminierung und Ungerechtigkeit gab es zur damaligen Zeit Widerstand in unterschiedlichsten Formen. Gerade das sei ein zentrales Thema, das viele Jugendliche heute bewegt, die Orientierung in der heutigen Gesellschaft suchen, erläuterten die Theatermacher. Mit Live-Musik, Schauspiel und Tanz greifen sie es auf und tauchen so in die Zeit des NS-Regimes ein. Sie erzählen dabei von Schicksalen, von Freund- und Feindschaft und verdeutlichen, dass es nötig ist, jeden Tag für Demokratie und Menschlichkeit einzutreten – auch heute noch.