Der erste Schultag, das erste Date oder der erste Kuss haben den besonderen Zauber des „ersten Mals“ inne, sodass sich viele an diese Situation ein Leben lang erinnern. Anders ist es jedoch bei „letzten Malen“, bei denen die klare Vorstellung fehlt, wie dies erlebt oder gestaltet werden kann. In diesem Fall verdrängt der Mensch auch gerne. Dabei ist das „letzte Mal“ ebenso bedeutsam wie das „erste Mal“. Die Hospiz- und Palliativarbeit setzt sich daher unter anderem dafür ein, dass schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen besondere Alltagsmomente noch einmal erleben können. Dabei werden sie individuell begleitet und können die Zeit am Lebensende aktiv mitgestalten. Darauf macht jetzt der Welthospiztag aufmerksam, der am Samstag, 14. Oktober, unter dem Motto „Hospiz lässt mich nochmal!“ stattfindet. Diesen Tag nimmt der Fachbereich Soziales des Kreises Borken zum Anlass, über die aktive Hospiz- und Palliativszene im Westmünsterland zu informieren.
„Unterstützen und entlasten“
„Die Dienste mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tragen dazu bei, dass Menschen in ihrer gewohnten Umgebung entweder Zuhause oder im Pflegeheim sterben können. Auch wenn akutmedizinisch bzw. ein Krankenhausaufenthalt nicht mehr weiterhilft, gibt es noch viele Möglichkeiten, die Betroffenen und Angehörigen zu unterstützen und zu entlasten“, sagt Gudula Decking, Koordinatorin der Pflegeberatung des Kreises Borken. Sie haben zum einen die Palliativmedizin im Blick. Dabei geht es darum, die Beschwerden einer Erkrankung zu lindern, wenn deren Ursache nicht mehr bekämpft werden können. Palliativmedizinisch sind mittlerweile schon sehr viele Hausärzte ausgebildet und gut aufgestellt. Unterstützt werden sie bei ihrer Arbeit von den drei Palliativmedizinischen Konsiliardiensten (PKD) im Kreis Borken. Das sind der PKD Bocholt, der PKD Kreis Borken Nord und der PKD Kreis Borken Süd.
Wichtige Stützen
„Zum anderen sind auch die zahlreichen ambulanten Hospizdienste in unserer Region mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine sehr wichtige Stütze in der letzten Lebensphase. Als geschulte Personen bringen sie Zeit und Erfahrung mit und haben ein offenes Ohr“ berichtet Lena Schlamann, Sozialplanerin des Kreises Borken. Eine Übersicht der ambulanten Hospizdienste im Kreis Borken ist im Internet unter www.pflege-kreis-borken.de zu finden. Die palliativpflegerische Versorgung hingegen übernehmen viele der ambulanten Pflegedienste im Kreis Borken. Speziell weitergebildete Pflegefachkräfte bringen Erfahrung mit und können Angehörige in dieser Situation unterstützen.
Entlastung für Familien
Ist das Sterben Zuhause nicht möglich, können die 47 Pflegeheime und die vielen Wohngemeinschaften im Westmünsterland eine Alternative sein und damit gleichzeitig eine große Entlastung für die Familienmitglieder bieten. Die Einrichtungen arbeiten in der Regel eng mit Medizinern und Hospizdiensten zusammen und verfügen über eigene palliativpflegerische Fachkräfte. In besonderen Situationen kann am Lebensende jedoch auch der Umzug in ein Hospiz notwendig sein. Im Kreis Borken gibt es folgende Einrichtungen: Das Elisabeth-Hospiz in Stadtlohn besitzt zehn Plätze. Es beging in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. In der vergangenen Woche wurde das Edith-Stein-Hospiz in Bocholt mit acht Plätzen neu eröffnet. Zudem wird ab November in Gronau das kreisweit erste Tageshospiz seine Arbeit aufnehmen.
Weitere Infos zur Hospiz- und Palliativversorgung sowie zur Pflege können unter www.pflege-kreis-borken.de nachgelesen werden.
Veranstaltungshinweis: Anlässlich des Welthospiztages zeigt der ambulante Hospizdienst OMEGA Bocholt e.V. im dortigen Kinodrom am Mittwoch, 18. Oktober 2023, um 18 Uhr den Film „In Liebe lassen“. Eine vorherige Anmeldung beim Verein unter der Telefonnummer 02871/184823 oder per E-Mail an bocholt@omega-hospiz.de ist notwendig.