Rund 150 Fachkräfte folgten jetzt der Einladung zur Fachtagung zum Thema „Von häuslicher Gewalt betroffene Kinder“ des Runden Tisches „GewAlternativen“ im Kreis Borken. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Beratungsstellen, Bildungseinrichtungen, des Frauenhauses, der Frauenberatungsstellen, der Gleichstellungsstellen, Jugendämter, Justiz, Polizei und Schulen kamen dazu im Borkener Kreishaus zusammen. Die Referentinnen der Veranstaltung, Sabrina Hundrup (Diplom-Psychologin) und Teresa Wigbers (Diplom-Sozialarbeiterin und Diplom-Sozialpädagogin) vom Caritas- Kinder- und Jugendheim aus Rheine, gingen in ihrem Vortrag unter anderem darauf ein, wie Anzeichen häuslicher Gewalt frühzeitig erkannt werden können, was diese schlimmen Erfahrungen für das Seelenleben der Kinder bedeuten, wie sich Mädchen und Jungen sicher und geschützt fühlen können und welche Unterstützungsmöglichkeiten es zur Verarbeitung der Erlebnisse gibt.
Häusliche Gewalt im Kreis: Steigerungsrate bei etwa acht Prozent
Stellvertretend für den Landrat Dr. Kai Zwicker ging Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster in seinem Grußwort näher auf die aktuellen Zahlen der Kreispolizeibehörde Borken zur häuslichen Gewalt im Westmünsterland ein. „Von Januar bis Dezember 2023 gibt es für den Kreis Borken hochgerechnet voraussichtlich 915 Fälle häuslicher Gewalt“, sagte er. Im Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum 846 Fälle. Somit wird die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich acht Prozent betragen. „In 334 Fällen im Zeitraum Januar bis September dieses Jahres sind Wohnungsverweisungen ausgesprochen worden.“ Dies ist zum Vergleichszeitraum 2022 – hier waren es 291 Fälle – ein Anstieg um 15 Prozent.
Bereitschaft, Fälle öffentlich zu machen, steigt
„So alarmierend die Zahlen auch sind, sie bedeuteten aber nicht zwangsläufig, dass die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt tatsächlich deutlich gestiegen ist“, betonte der Kreisdirektor. Diese Zahlen verdeutlichen aber: Die Bereitschaft, Fälle häuslicher Gewalt öffentlich zu machen beziehungsweise zur Anzeige zu bringen, wächst stetig. „Es ist davon auszugehen, dass es durch die intensiven Bemühungen aller Beteiligten, durch verstärkte Aufklärung, Prävention, Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit gelungen ist, das extrem hohe Dunkelfeld in diesem Bereich weiter zu lichten. Schätzungen gehen nämlich davon aus, dass die Dunkelziffer im Bereich der häuslichen Gewalt bei rund 80 Prozent liegt.“ Dr. Hörster bedankte sich bei allen Mitgliedern des Runden Tisches „GewAlternativen“ für ihr großes Engagement in diesem ganz sensiblen und wichtigen Problemfeld.
Frühzeitig intervenieren
„Vielen Besucherinnen und Besuchern ist durch die Veranstaltung bewusst geworden, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema häusliche Gewalt auseinander zu setzen, zu erkennen, welche Auswirkungen diese Taten auf Kinder haben und wie es gelingen kann, entsprechend frühzeitig zu intervenieren“, resümierte Irmgard Paßerschroer, Geschäftsführerin des Runden Tisches „GewAlternativen“ und Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken.
Beratungsstellen sowie Schutzeinrichtungen bei häuslicher Gewalt im Kreis Borken sind unter www.kreis-borken.de/gewalternativen zu finden.