Bei den Gewerbesteuerhebesätzen in den 78 Städten und Gemeinden im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region hat sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr nur wenig getan. Sieben Kommunen haben die Sätze moderat erhöht, drei gesenkt. Das hat eine Umfrage der IHK Nord Westfalen ergeben.
Gute Nachricht für die gewerbliche Wirtschaft
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel wertet das Ergebnis als gute Nachricht für die gewerbliche Wirtschaft. „Ohnehin schon krisengeschwächte Firmen mit höheren Steuern zu belasten, kann Erholungsprozesse ausbremsen und letztlich Arbeitsplätze kosten“, betont er mit Blick auf die großen Belastungen für die Wirtschaft durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine. Hohe Energiekosten und eine lahmende Weltwirtschaft bereiteten der Wirtschaft genug Probleme.
Steuerniveau deutlich höher als im Bundesdurchschnitt
Jaeckel unterstrich aber auch, dass das Gewerbesteuerniveau in der Region deutlich höher ist als im Bundesdurchschnitt. „Hohe Hebesätze sind ein Standortnachteil“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Mit der Senkung des Hebesatzes von 452 auf 416 Prozent hat die Gemeinde Horstmar darum aus seiner Sicht ein gutes Signal an die heimische Wirtschaft gesendet. Für die Unternehmen in Horstmar bedeutet das: Sie müssen auf ihren Gewerbeertrag 2023 annähernd zehn Prozent weniger Gewerbesteuern bezahlen als auf den im Jahr zuvor.
Zwei Kommunen im Kreis Borken senken Hebesätze
Die Hebesätze haben zudem noch zwei Kommunen im Kreis Borken gesenkt: Die Stadt Borken und die Gemeinde Raesfeld von 418 auf 416 Prozent. Ahaus, Vreden und Ascheberg erhöhten die Sätze um zwei Punkte, Sassenberg um einen Punkt. In Dorsten stieg der Gewerbesteuerhebesatz um zehn Punkte auf 505, in Ladbergen um 14 Punkte auf 439 Prozent und in Ibbenbüren um 15 Punkte auf 453.
Den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz im IHK-Bezirk hat Wettringen mit 375 Prozent. In der kleinen Gemeinde im Kreis Steinfurt bezahlt damit eine Kapitalgesellschaft mit 100.000 Euro Ertrag Gewerbesteuern in Höhe von 13.125 Euro. Zum Vergleich: Im 20 Autokilometer entfernten Laer, ebenfalls im Kreis Steinfurt, liegt der Hebesatz bei 523 Prozent. Hier muss ein Unternehmen für 100.000 Euro Gewerbeertrag 18.305 Euro Gewerbesteuer zahlen, also rund 5.000 Euro mehr als in Wettringen.
Hohe Steuerhebesätze schwächen wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit
„Überdurchschnittlich hohe kommunale Steuerhebesätze schwächen grundsätzlich die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und damit die Attraktivität von Standorten“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Jaeckel fest. Sorgen bereitet ihm darum die aktuelle Entwicklung bei der Grundsteuer B im IHK-Bezirk. Für diese Steuer, die von den Städten und Gemeinden auf bebaute und unbebaute Grundstücke erhoben wird und damit auch Unternehmen belastet, haben einige Kommunen ihre Hebesätze deutlich angehoben. Drei von ihnen besonders kräftig: Herten von 790 auf 920 Prozent, Gladbeck von 850 auf 950, Dorsten von 780 auf 870.
Nur eine Kommune entlastet ihre Bürgerinnen und Bürger bei der Grundsteuer: Horstmar senkte den Hebesatz um 50 Punkte von 640 auf 590 Prozent.
Internet-Tipp
Tabellen mit den Gewerbe- und Grundsteuerhebesätzen aller 78 Städte und Gemeinden im IHK-Bezirk Nord Westfalen sowie Tabellen zu den konkreten Steuerbelastungen („Gewerbesteuerrechner“), sind im Internet abrufbar unter: www.ihk-nordwestfalen.de/gewerbesteuer