
In der fast ausverkauften Stadthalle machte am vergangenen Mittwoch das Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg einen „Zwischenstopp“ auf seiner Konzertreise von Norddeutschland gen Heimat.
Auftakt mit viel Verve
Mit viel Verve eröffnet wurde das Konzert mit der Ouvertüre zur komischen Oper „Donna Diana“ von Emil Nikolaus von Reznicek, die einen spritzigen Auftakt für den Abend bildete.
Außergewöhnliche Momente
Die außergewöhnlichsten Momente gelangen dem Orchester unter der äußerst präzisen und präsenten Leitung von Oberstleutnant Christian Weiper mit Percy Aldridge Graingers „Lincolnshire Posy“ aus den 1930er Jahren. Graingers Meisterwerk gilt als richtungsweisender Meilenstein der Originalliteratur für Blasorchester. Der australisch-amerikanische Komponist adaptierte in seinem Werk Folk Songs, gesammelt während seiner Zeit in England. Diese verstand er als „musikalische Portraits“ der Sänger und Sängerinnen, die sie ihm zu jener Zeit vorgetragen haben. Dem Orchester gelang es, diese Charakterzeichnungen fein und differenziert herauszuarbeiten. Vor allem aber beeindruckten die vielleicht als „Klangwolken“ zu bezeichnenden Momente im zweiten Satz „Horkstow Grange“, in denen das Orchester seine Meisterschaft in der Tongestaltung zeigte.
Armeemarsch strahlt mit großer Kraft
Traditioneller Militärmusik widmete sich das Musikkorps mit dem Parademarsch Nr. 1 des Komponisten Julius Möllendorf. Dieser geschichtsträchtige und in zahlreiche Sammlungen und Kataloge der Militärmusik aufgenommene Armeemarsch erstrahlt mit großer Kraft, im Trio-Teil dann melodiös und dynamisch nuanciert ausgearbeitet.
Physisch an die Grenzen gegangen
Zeitgenössisch im unmittelbarsten Sinn wurde es mit der Fantasie für Solo-Tenorhorn und Orchester „Orion“. Diese schrieb Stabsfeldwebel Guido Rennert seinem langjährigen Kameraden Stabsfeldwebel Carsten Ebbinghaus „auf den Leib“. In allen drei Sätzen beeindruckte der Solist mit virtuosen, jagenden Läufen und ging physisch an seine Grenzen bei der Auslotung seines Instruments. Dabei gelangen in nahezu cineastischer Art und Weise majestätische Eindrücke des unendlichen Nachthimmels neben denen melancholischer Einsamkeit. Nach dem furiosen Finale des dritten Satzes bedankte sich das begeisterte Publikum mit tosendem Applaus.
Mit „Polowetzer Tänzen“ in die Pause
In die Pause verabschiedete sich das Orchester mit den „Polowetzer Tänzen“ aus der Oper „Fürst Igor“ von Alexander Borodin, bekannt aber vor allem in der Orchesterbearbeitung für Ballett. Mit dem Einsetzen des berühmten Motivs der Oboe entführte das Orchester mit wunderschönen Orientalismen in die Welt des Turkvolks.
„Summon the Heroes“ eröffnet zweiten Konzertteil
Mit John Williams‘ „Summon the Heroes“ eröffnete Christian Weiper festlich den zweiten Teil des Abends. Der mehrfache Oscar- und Grammygewinner Williams hatte das Werk für die Eröffnungsfeier der olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta komponiert. Glänzend präsentierte Solo-Trompeter Akio Ogawa-Müller das Fanfaren-Thema, später folgten die tiefen Register mit nobler Schönheit, beeindruckend die galoppierenden Ostinati.
ABBA-Medley als Stimmungshöhepunkt
Die Stimmung in der Stadthalle im Kulturquadrat ist auf dem Höhepunkt, als das Orchester sich – nun unterstütz von E-Gitarre und E-Bass – dem Nummer 1-Hits der schwedischen Erfolgsband ABBA widmet. Beginnend mit der Ouvertüre des Musicals „Mamma Mia!“, die bereits die Motive zahlreicher Songs aufgreift, startete eine Reise in das Jahrzehnt einer der erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte. Die Musical-Sängerinnen Manuela Bibert und Nathalie Tineo eroberten während der Musik-Revue die Bühne. Mit „Dancing Queen“ zog Disco-Feeling in den Saal ein, während der Ballade „Fernando“ ließ dann das Musikkorps Zurückhaltung walten und den Solistinnen Raum für die unverwechselbaren Harmonien im Gesang. Auf ging die Rechnung des Mix aus Blasmusik und Pop aber vor allem in den intensiven und treibenden Arrangements der rockigen Stücke wie „Gimme! Gimme! Gimme!“ und „Waterloo“.

Begeistertes Publikum fordert Zugaben
Zu Recht belohnte das Publikum mit Standing Ovations und erklatschte sich ganze drei Zugaben. Das Musikkorps glänzte an diesem gesamten Abend mit seinem Markenzeichen: Die Bearbeitungen der Werke sind eigens für diesen Klangkörper arrangiert, wodurch ihm durch alle Genres hindurch ein ganz eigener, warmer Klang gelingt, der den meisten im Zuschauerraum wohl lange in Erinnerung bleiben wird.
Spenden für vier gute Zwecke
Das Konzert stand ganz im Zeichen des guten Zweckes: Die Kartenerlöse in Höhe von fast 8.000 Euro gehen an FEFA Forum Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe, Ahaus, die Drehscheibe – Spendenlager Ahaus e.V., die Ahauser Tafel im SkF e.V. und die Fahrradwerkstatt der Ökumenischen Flüchtlingshilfe, Ahaus.