Im Berufskolleg in Borken wurde jetzt die Wanderausstellung „Nicht böse gemeint!?“, die speziell für weiterführende Schulen geeignet ist, durch Schulleiter Ansgar Plaßmann eröffnet: „Wir alle haben Vorurteile – ständig. Ohne Schubladendenken wäre die Welt zu komplex und wir müssen scheinbar Bekanntes ‚einsortieren‘. Aber das sollten wir uns bewusstmachen und damit reflektiert umgehen.“
Einblicke in verschiedene Diskriminierungsformen
Die Ausstellung im Berufskolleg ist eine Kooperation zwischen der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Borken, dem Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Borken sowie den Servicestellen „Antidiskrimierung“ des Deutschen Roten Kreuzes und des Caritasverbandes für das Dekanat Borken e.V. Sie zeigt Einblicke in verschiedene Diskriminierungsformen. Dazu zählen Ableismus (körperliche oder psychische Beeinträchtigungen), Antisemitismus, Rassismus, Sexismus sowie Ungleichbehandlung aufgrund der sexuellen Orientierung.
Bewusstsein für Diskriminierung schaffen
„Mit der Ausstellung verfolgen wir das Ziel, Bewusstsein für Diskriminierung zu schaffen und Strategien zu entwickeln, um ein offenes und tolerantes Umfeld in den Schulen zu fördern“, betonte Dr. Sascha Borchers, Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Borken. Ullrich Regen, Fachberater für Exremismusprävention bei der Regionalen Schulberaterstelle, fügte hinzu: „Wir wollen die Schülerinnen und Schüler nicht belehren, sondern ein niedrigschwelliges Angebot bieten.“
Zitate von Jugendlichen auf Roll-ups
Die acht beidseitigen Roll-ups sind jeweils mit zwei Zitaten von Jugendlichen aus dem Kreis Borken bedruckt. In wenigen Sätze berichten sie dort, welche Rassismuserfahrungen sie gemacht haben. Eine 17-jährige Schülerin sagt beispielsweise: „Auf der Suche nach einem Schulpraktikum habe ich vor drei Jahren eine Praxis besucht und nach einem Praktikumsplatz gefragt. Der Arzt hat mich gefragt, ob meine Eltern mich zwingen, ein Kopftuch zu tragen. Ich habe ihm erklärt, dass es meine eigene Entscheidung ist, aber er glaubte mir das nicht und reagierte verärgert. Ich habe den Platz nicht bekommen. Auch andere Praktikumsanfragen wurden abgelehnt, weil ich ein Kopftuch trage. Mir machte das Angst und ich war traurig. Warum passiert mir so etwas?“
App ermöglicht weitergehende Informationen
Die Roll-ups sind mit QR-Codes versehen. Die ermöglichen es mit der App „Biparcours“, dazugehörige Informationen, Videos oder persönliche Geschichten auf dem Smartphone abzurufen. „Dieses multimediale Erlebnis erweitert nicht nur die Ausstellung, sondern bietet auch die Gelegenheit, tiefer in das umfangreiche Thema Diskriminierung einzutauchen“, erklärte Sandra Schulz-Kügler, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Borken.
Firat Alshater als Top-Act bei der Eröffnung
Als Top-Act zur Eröffnung erzählte der bekannte YouTuber Firas Alshater als syrischer Flüchtling seinen Weg vom Ankommen in Deutschland nach. In humorvollen und nachdenklichen Anekdoten hielt er Deutschland einen Spiegel vor und zeigte sich gleichzeitig selbstironisch. So gebe es beispielsweise in Syrien keine Briefkästen. Das sei in Deutschland unvorstellbar, wo er selbst an seinem zweiten Tag Post bekommen habe, aber die eigene Adresse noch nicht einmal wusste. Mit seiner mitreißenden Art zeigt er Unterschiede zwischen den Kulturen auf, machte aber deutlich, dass Lachen uns alle verbindet.
Interessierte Schulen können sich melden
Der nächste Halt der Wanderausstellung ist vom 4. bis zum 22. März 2024 im Textilmuseum in Bocholt. Dort kann sie in Ergänzung zum „Friedenslabor“ von Schulklassen besucht werden. Interessierte Schulen, die sie auch in ihren Räumlichkeiten präsentieren wollen, können sich an die Regionale Schulberatungsstelle des Kreises Borkenwenden. Das geht per E-Mail an u.regen@kreis-borken.de oder per Telefon unter 02861/681-4246. In einer vorherigen Multiplikatorenausbildung werden beispielsweise Materialien zur Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuches für Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung gestellt.
Gefördert wird die Ausstellung durch das Programm „Komm-an NRW“ des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Auch die Landesstelle für Schulpsychologie und Schulpsychologisches Krisenmanagement fördert das Projekt.
Zum Hintergrund:
„Nicht böse gemeint?!“ ist ein Ableger der gleichnamigen Ausstellung gegen Alltagsrassismus, die seit Anfang 2023 an verschiedenen Orten im Kreisgebiet zu sehen ist. Ins Leben gerufen wurde sie vom Interkulturellen Netzwerk Westmünsterland sowie den Servicestellen „Antidiskrimierung“ des Deutschen Roten Kreuzes und des Caritasverbandes für das Dekanat Borken e.V.