Dienstag, 24. September 2024
Aus der RegionVideokonferenz mit Polen und der Ukraine

Videokonferenz mit Polen und der Ukraine

Landrat Dr. Kai Zwicker (Mitte) und von links Dr. Gerd Eckstein (Leiter des Partnerschaftsbüros), Michael Weitzell (Leiter der Stabsstelle) sowie die beiden Dolmetscher Markus Wydera und Galina Hartwig nahmen für den Kreis Borken an der Videokonferenz teil.
Landrat Dr. Kai Zwicker (Mitte) und von links Dr. Gerd Eckstein (Leiter des Partnerschaftsbüros), Michael Weitzell (Leiter der Stabsstelle) sowie die beiden Dolmetscher Markus Wydera und Galina Hartwig nahmen für den Kreis Borken an der Videokonferenz teil.

Am 24. Februar jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine nun schon zum zweiten Mal. „Die erbitterten Kampfhandlungen mit Hunderttausenden von Toten und Verletzten führen uns tagtäglich vor Augen, dass es sich bei dem Frieden in Europa nicht um eine Selbstverständlichkeit handelt“, erklärte Landrat Dr. Kai Zwicker in der Videokonferenz. In dieser tauschte er sich jetzt mit den Spitzen der Kreise Wroclaw/Breslau in Polen und Sarny in der nordwestlichen Ukraine über die aktuelle Situation aus. Bei diesem „Online-Treffen“ bekundete er seine Solidarität mit der Ukraine. Zustande gekommen war es in enger Abstimmung mit dem Landkreis Wroclaw/Breslau. Zu diesem Landkreis besteht seit dem Jahr 2000 eine offizielle Partnerschaft.

Kontakte zwischen Wroclaw und Rajon Sarny bestehen schon länger

Von polnischer Seite nahm an der Videokonferenz neben Landrat Roman Potocki auch dessen Stellvertreter Andrzej Szawan teil. Außerdem waren der Kreistagsvorsitzende Piotr Chmurzynski sowie weitere Mitglieder des Kreisvorstandes anwesend. Auf ukrainischer Seite waren der Vorsteher der Rajonsverwaltung (Kreisverwaltung) von Sarny, Oleksandr Kokhan, seine Stellvertreterin Ruslana Savchuk sowie der Ratsvorsitzende des Rajons Sarny, Yaroslaw Yakovchuk, zugeschaltet. Der Landkreis Wroclaw/Breslau hatte bereits vor Ausbruch des Krieges über eine seiner kreisangehörigen Gemeinden Kontakte zum Rajon Sarny geknüpft. Im letzten Herbst wurde daraufhin eine Delegation aus der Ukraine zu einem ersten Besuch in Wroclaw/Breslau empfangen.

Kreis Borken leistete von Kriegsbeginn an konkrete Hilfe

Landrat Dr. Zwicker legte in der Videokonferenz dar, dass der Kreis Borken von Anfang an nicht nur moralische Unterstützung geleistet, sondern auch konkret geholfen habe. Das gelte zudem für einzelne Kommunen im Kreis. Bereits am 5. März 2022 erfolgte ein erster Transport mit verschiedenen Hilfsgütern. Dabei wurden u. a. Decken, Handtücher, Kochsalzlösung, Verbandsmittel, Spritzen, Kanülen, Infusionen, Einmalhandschuhe, Hygieneartikel, Lebensmittel, Zündhölzer, Batterien und Powerbanks in die Region transportiert. Diese waren vom Kreis Borken und von einigen privaten Unternehmen aus dem Kreisgebiet gespendet. Die Materialien wurden per Lkw nach Wroclaw/Breslau gebracht. Von dort gingen sie u. a. an ein Krankenhaus in Sarny in der Ukraine. Weitere Hilfstransporte folgten Ende März, im April und im November 2022.

Auf dem großen Monitor waren die Gesprächspartner aus der Ukraine und Polen zugeschaltet.
Auf dem großen Monitor waren die Gesprächspartner aus der Ukraine und Polen zugeschaltet.

Hilfs- und Spendenbereitschaft im Kreis Borken sehr hoch

Auch durch die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine in den 17 Städten und Gemeinden des Kreises Borken werde täglich Hilfe geleistet, so Dr. Zwicker weiter. „Unsere Kommunen bieten inzwischen rund 4.500 Menschen aus der Ukraine Zuflucht und ein Leben ohne Angst sowie soziale Unterstützung, die Möglichkeit zu arbeiten oder die Schule zu besuchen“, machte er deutlich. Viele der Geflüchteten hätten die Absicht, so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückzukehren. Beeindruckend ist laut Landrat Dr. Zwicker die Hilfs- und Spendenbereitschaft vieler Menschen im Kreisgebiet. „Sie organisieren Hilfstransporte in die Ukraine, bieten private Unterkünfte und stehen den Geflüchteten bei Alltagsproblemen zur Seite – zahlreiche Freundschaften sind so schon entstanden“, so der Landrat.

Rajon Sarny liegt in Grenznähe zu Weißrussland

Der Vorsteher der Rajonsverwaltung von Sarny, Oleksandr Kokhan, bedankte sich bei den polnischen und deutschen Teilnehmern der Videokonferenz herzlich für die bisher geleistete Hilfe und Unterstützung. Er schilderte eindringlich die Lage in der Ukraine und die tägliche Bedrohung seit Beginn des russsichen Überfalls. Zwar sei man relativ weit von der aktuellen Frontlinie entfernt. Durch die Grenznähe zu Weißrussland müsse allerdings von dort jederzeit mit Angriffen gerechnet werden. Bei einem Raketenangriff seien bereits vier Personen getötet worden.

Anfrage zu Hilfsgütern wird kurzfristig geprüft

Von ukrainischer Seite waren schon kurz vor der Videokonferenz Hinweise auf dringend benötigte Ausrüstungsgegenstände und Hilfsgüter übermittelt worden. Landrat Dr. Zwicker sagte eine kurzfristige Prüfung zu. Die Teilnehner kamen überdies überein, nach Möglichkeit im Laufe des Jahres ein Treffen zu organisieren.

Sven Asmuss
Sven Asmuss
Sven Asmuß, Redakteur, fest im Münsterland verwurzelt, mag den Kontakt zu anderen Menschen und deren spannende Geschichten. Familienmensch und Sportfan.
Weitere Artikel